Begegnungen mit der Alexander-Technik

So kann ich nicht in mein Leben zurück…

Während einer Alexander-Technik-Woche mit vielen internationalen Lehrenden und Teilnehmenden, in wunderschönem Ambiente der fließenden Hügel in der Toskana arbeitete Michael Mazur, ein AT- und Rolfing-Lehrer sowie Gartenbauingenieur mit mir an meinen Beinen. Darin habe ich viel Spannung gespeichert. Er arbeitete so intensiv an der Lösung meiner Spannung, dafür brauchte es meinerseits sehr viel Vertrauen und Zeit, bis ich überhaupt begriff, wie das mit dem Loslassen der Spannung in den Beinen geht.
Als ich mich das endlich traute, war ich vollkommen überrascht, dass da ja noch etwas anderes als Muskelspannung war, das mich trug – nämlich die Knochen in meinen Beinen.
Das hatte ich vorher in dieser Intensität noch nie spüren können. Es war wie ein Wunder.

Essen in der Toskana

Zu wissen, dass die Knochen auch noch nach der Toskanareise da sein würden, gab mir die Zuversicht, diese Erfahrung jederzeit wiederholen zu können, wenn ich lernen konnte, wie ich selber dahin komme. 
Wie es bei der AT Arbeit so üblich ist, setzen wir die momentanen Erfahrungen und Veränderungen wenn möglich in Bewegung um. Als ich ohne meine gewohnte Muskelspannung losging, dachte ich sofort, das fühlt sich hier zwar ganz schön an, doch zu Hause brauche ich in meinem Alltag doch ganz viel Spannung, um den Anforderungen gerecht zu werden. „So kann ich nicht nach Hause gehen.“ Was für ein Glaubenssatz. 
Auch damit konnte ich arbeiten und mich langsam an den Gedanken gewöhnen, auch ohne diese Muskelkraft in den Beinen, meinen anstrengenden Alltag bewerkstelligen zu können. Wenn ich die Knochen bewusst nutze, dann brauchen meine Muskeln keine Knochenarbeit mehr leisten und alles geht viel leichter. (Astrid)

Körperliche Arbeit

Ich liebe es, körperlich zu arbeiten, im Dreck und Schlamm zu arbeiten, mit Tieren zusammen zu sein. Mir macht die Arbeit wirklich großen Spaß. Ich komme zu mir, Gedanken verändern sich. Ich werde klar im Kopf und komme ganz im Hier und Jetzt an.
Wenn da nicht immer diese schwere, mit Pferdeäpfeln beladene Schubkarre wäre, die durch matschigen Boden hin zum Misthaufen gefahren und ausgekippt werden muss. Je nach Wetterlage ist das Ding so schwer, dass ich sie kaum von der Stelle bekomme. Und es handelt sich um einige viele Karren, denn es geht ums Abäppeln eines Pferdepaddocks mit fast 20 Stuten.
Mit diesem Thema ließ ich mich in einer Alexander-Technik-Stunde coachen, damit der Spaß bleiben darf und die Anstrengung angemessen bleibt und Rückenschmerzen keine Chance haben. Und die Alexander-Technik hat vieles im Zauberkasten. So auch hier für diesen speziellen Fall.
Ich schilderte meiner Lehrerin Christine mein Problem. Christine, die mich zuvor mit subtilen Berührungen in guten Kontakt mit Boden und mir selbst gebracht hatte, schlug vor, mich mit dem Rad der Karre zu verbinden. Über die Hände, die die Griffe hielten, bis hinein in die Füße bis hoch zum Kopf.
Durch die gedankliche Anweisung und die Vorstellung, das Rad gehört zu mir wie ein dritter Fuß, nahm ich Kontakt auf. Wir probierten dies aus, indem Christine die Karre spielte. Sie gab mir Rückmeldungen, wann dieser Kontakt da war, und ich tanzte Tango mit meiner imaginären Schubkarre.
Seit diesem Zeitpunkt ist keine Karre zu schwer oder bleibt im Matsch stecken, es ist sogar ein riesiges Vergnügen geworden, damit im wahrsten Sinne zu tanzen. Und wie oft habe ich seitdem anderen geholfen, die Karre aus dem Schlamm zu ziehen. (Clementine)

In Verbindung sein

Ich bin Mutter, Großmutter, Frau, Mensch, Lehrerin, Chefin und ich bin Teil des Ganzen. Die Art und Weise, wie ich Verbindung eingehe, zeigt sich in allen Rollen. Meistens unbewusst und dadurch ohne eine Wahl. Wie wäre das, wenn ich eine Wahl hätte und eine Entscheidung treffen könnte?
Als Mutter liebte ich meine Kinder sehr und habe mir vorgenommen, alles zu geben. Neben der Verbindung aus dem Herzen heraus hatte ich auch den Wunsch, für sie zu sorgen. Klar, das ist der Job der Eltern. Dieses „Sorgen“ beinhaltete (innere) Aufträge, die ich hatte: für ihre Gesundheit zu sorgen, gesunde Nahrung bereitstellen, Spielsituationen kreieren und vieles mehr. Diese Aufträge, die ja gut für die Kinder waren, führten dazu, dass ich mich manchmal im Kontakt mit den Kindern selbst vergaß. Ich habe manchmal die Frische des gegenwärtigen Moments verpasst.
Das erlebe ich jetzt als Großmutter anders. Bei meinen Enkelkindern habe ich diese Aufträge nicht und ich kann frei mit ihnen sein und mit ihnen spielen. 
Der Moment, in dem ich die Verbindung zu mir selbst finde, ist auch der Moment, wo die Verbindung zu anderen entstehen kann.
Frei und verbunden zugleich.
Und genau das ist es, was die Alexander-Technik lehrt: Die Verbindung zu mir selbst aufzunehmen, zu spüren, im eigenen Körper zu sein. Zu wählen und zu entscheiden, welcher Qualität in mir ich die Aufmerksamkeit schenke und mit welcher Qualität ich Verbindungen mit anderen schaffe. (Christine)

Sichtbar geworden

Früher habe ich als Assistentin für das Management einer großen Gesellschaft gearbeitet. Das ist eher ein Job, der im Hintergrund ausgeführt wird und er hat viel mit Organisation zu tun. Grundsätzlich mochte ich es, im Hintergrund zuständig zu sein und dafür zu sorgen, dass z. B. Veranstaltungen reibungslos ablaufen.

Allerdings gab es auch ein kleines „aber“ – ich habe mich oft unsichtbar gefühlt, wenn ich mit Kollegen zusammenstand. Eine typische Szene war eine Pause bei einer Veranstaltung, in der sich eine kleine Gruppe von Kollegen zusammenstellte, um über dies und das zu reden. Wenn ich etwas zu dem Thema sagte, wurde ich oft gar nicht wahrgenommen und mir hat keiner zugehört.

Wie gesagt, hat es mir teilweise gefallen, im Hintergrund zu stehen, aber ein Teil von mir war nicht zufrieden damit.

Dann lernte ich die Alexander-Technik kennen und dadurch viel über mich und meinen Körper. An dem genannten Thema habe ich nie gearbeitet, da es mir gar nicht richtig bewusst war, aber dann gab es diesen einen Moment:

Es gab wieder eine Konferenz und in der Pause standen wir in einer kleinen Gruppe zusammen. Ich sagte etwas zu dem Thema und plötzlich sahen mich alle Kollegen an, lächelten und hörten zu und sprachen dann auch mit mir. Ich war zuerst fast erschrocken, aber dann habe ich mich gefreut und den Moment bis heute nicht vergessen.

Es war ein Moment, in dem ich einen Schritt aus dem Hintergrund nach vorne getreten bin und näher hin zu einer vollständigeren Version von mir. (Janine)

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